Online-Lehre an der Freien Universität: Praxistipps 6 (Aktivierung I)

09.11.2020

Online-Lehre an der Freien Universität: Praxistipps 6 (Aktivierung I)

Liebe Lehrende,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

gerade in Zeiten fehlender Präsenz, des Einzuges von Lehre und Studium in private Räume und der Isolationsgefahr beim Lernen spielt das Thema „Lernmotivation“ eine zentrale Rolle. Wie können Lerninhalte abwechslungsreicher vermittelt werden, wie kann mehr Interaktion in online-basierten Lehr-/Lernsettings erzielt werden und wie können Studierende stärker zum Mitmachen angeregt werden? Der folgende Praxistipp nimmt aktivierende Methoden in den Blick und zeigt auf, mit welchen Online-Werkzeugen diese umgesetzt werden können. In dieser Woche liegt der Fokus auf Online-Live-Settings, im Folgepraxistipp werden aktivierende Methoden in asynchronen Lehr-/Lernformaten vorgestellt.

Zwei Tipps vorab:
Nicht alle Methoden sind für alle Lehr-/Lernformate, alle Fächer, alle Zielgruppen und alle Lehrenden geeignet. Haben Sie Mut zum Ausprobieren, die Erfahrung zeigt: Je mehr Vertrauen in die Mitarbeit Studierender gesetzt wird, desto offener und aktiver zeigen sie sich. Und: Halten Sie Stille aus - geben Sie ausreichend Zeit zum Nachdenken, nachdem Sie eine Frage gestellt haben.

Studierende online aktivieren

Icebreaker
 

3 Minuten – 3 Treffer (für kleine & große Gruppen)
Um miteinander in Kontakt zu kommen, werden die Teilnehmenden in Zweiergruppen eingeteilt und haben drei Minuten Zeit, um drei Dinge zu finden, die sie gemeinsam haben. Im Plenum werden ein paar Gemeinsamkeiten aus der Kleingruppe vorgestellt. Mit „3 Minuten – 3 Treffer“ sorgen Sie für einen schnellen sozialen Einstieg ins Online-Seminar.

Linksuche (kleiner Teilnehmerkreis)
Zu Beginn eines neuen Seminars bieten sich Vorstellungsrunden an, z. B. in Form der „Linksuche“: Hier entdecken und nennen die Studierenden Verbindungen untereinander. Dies funktioniert ganz einfach: Eine Person stellt sich vor und geht dabei auf ihre Interessen ein. Wird ein Begriff genannt, mit dem sich jemand anderes identifiziert (z. B. dasselbe Hobby), zeigt dieser einen Link in die Kamera (zwei Finger verhaken) und übernimmt an dieser Stelle, indem er sich selbst vorstellt, bis der Nächste einen Link zeigt. Mit dieser Methode erfahren lernen sich die Teilnehmenden kennen und alle kommen zu Wort.

Tool: Webex

3 Chancen - 3 Bitten
 

Geben Sie drei Stichworte zu dem, was Sie bieten können (Mehrwert für die Teilnahme) und drei Stichworte zu dem, was Sie erwarten und Ihnen wichtig ist (z. B. Code of Conduct; aktive Mitwirkung, da jede Veranstaltung nur so stark ist wie ihre Teilnehmenden; …). Lassen Sie auch die Teilnehmenden Erwartungen einbringen und legen Sie gemeinsam mit Ihnen Ziele und Meilensteine fest (Communitybuilding).

Tool: Webex

Blitzlicht
 

Erstellen Sie eine kurze Abfrage, um schnell eine Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt zu erhalten. Ein Blitzlicht kann zu Beginn, während oder am Ende einer Lerneinheit eingesetzt werden. Jede/r Student/in äußert sich reihum in Form von ein bis zwei Sätzen (kleiner Teilnehmerkreis) oder in Form einer Umfrage (viele Teilnehmende).

Tools: Votingo (Umfrage für das Plenum) oder Webex (Wortmeldungen von Einzelpersonen)

Murmelgruppen
 

Zur Auflockerung können bewusst Kurzgespräche integriert werden, wie etwa Murmelgruppen: Zwei Studierende tauschen sich über eine Fragestellung, ein bestimmtes Thema, eine Meinung o. ä. aus (z. B. 3-Minuten-Murmeln); im Plenum geht es dann regulär weiter.

Tool: Webex Breakout Sessions

Energizer
 

Um einer schnell auftretenden Monotonie und Konzentrationsschwierigkeit in Online-Livesettings entgegen zu wirken, bieten sich sog. Energizer an, um kurz an etwas Anderes zu denken, aktiv zu sein und sich dann wieder zu konzentrieren zu können:

Hidden Word: Posten Sie ein Wort in den Chat, aus dem die Teilnehmenden neue Wörter bilden.

Gegenstand: Lassen Sie die Teilnehmenden aufstehen und sich kurz bewegen, um einen bestimmten Gegenstand zu holen (z. B. mit einer bestimmten Farbe, zum Thema passend)

Miniübung (auch bei großen Gruppen): Anstelle von komplexen Aufgaben nach langen Informations- und Zuhörphasen sorgen Sie durch Miniübungen für einen raschen Wechsel der Arbeitsphasen. Lassen Sie Ihre Teilnehmenden zwischendurch etwas schätzen, etwas berechnen, ihre Meinung posten usw.

Tool: Chat, Videositzung

Think Pair Share
 

Bei dieser Methode denken die Studierenden in einem ersten Schritt über eine bestimmte Fragestellung nach (Think). Anschließend tauschen sie sich zu zweit oder in kleinen Gruppen aus und reflektieren ihre Antwort (Pair). Im Plenum oder größeren Gruppen teilen sie dann ihre Lösung (Share).

Tool: Webex Breakout Sessions

Peer Instruction
 

Diese Methode bietet sich für große Vorlesungen an und animiert Studierende, den Veranstaltungsstoff nicht nur passiv zu rezipieren, sondern die Lerninhalte aktiv zu reflektieren, zu interpretieren und mit ihrem Vorwissen zu verbinden. Nach einem Impulsreferat wird eine Multiple-Choice-Frage eingeblendet und die Antworten der Studierenden werden grafisch eingeblendet. In 2er-Gruppen haben die Studierenden einige Minuten Zeit, um von der eigenen Antwort zu überzeugen (peer instruction). Anschließend folgt eine erneute Abstimmung, deren Ergebnisse i. d. R. deutlich besser ausfallen. Durch den Austausch haben die Studierenden aktiv an der Bearbeitung der Frage mitgewirkt, statt nur passiv zuzuhören und abzustimmen. Zentral ist hierbei die Qualität der Fragen, um wirkliches Nachdenken zu erzeugen und typische Fehlvorstellungen herauszulocken.

Mehr zu dieser Methode (Didaktikblog Uni Hohenheim)

Tools: Votingo, Webex-Umfragen

Gruppenpuzzle
 

Es werden Gruppen gebildet, in der sich jedes Mitglied alleine mit einem Thema beschäftigt. Anschließend bilden all diejenigen, die sich mit demselben Aspekt auseinandersetzten eine Expertengruppe und tauschen ihre Ergebnisse aus. Am Ende bringen sich die Mitglieder der Anfangsgruppen ihre jeweiligen Inhalte bei. Eine Auswertung im Plenum sollte sich anschließen.

Mehr zur dieser Methode (e-teaching.org)

Tools: Webex (Plenumsarbeit und Teilgruppen) oder FU-Wiki Confluence (Bereitstellen der Lerninhalte, Wissenssicherung durch Studierende)

6 Richtige im Lotto
 

Zum Einstieg in ein neues Thema kann das Vorwissen abgefragt werden, indem die Studierenden sechs Stichworte zu dem Thema nennen (Varianten: in den Chat schreiben, in Kleingruppen austauschen) Tipp: Ermöglichen Sie „Kamerakarenz“, in der alle ihre Kamera ausschalten können, um sich nicht stetig in Beobachtung zu fühlen.

Tools: Webex (Chat, Whiteboard, Wortmeldungen), Forum, Wiki

Anwendungstipps
 

Greifen Sie gut funktionierende Methoden immer mal wieder im Semesterverlauf auf, um Kontinuität zu erzeugen. Achten Sie auf einen guten Methodenmix (z. B. Inhaltsvermittlung, Aktivierung, Inhaltsvermittlung, Austausch) und verwenden Sie nicht zu viele Methoden. Greifen Sie Kleingruppenarbeit im Plenum auf, um die Formate miteinander zu verzahnen.

Aufgrund teilweiser schlechter Internetverbindung bietet es sich ggf. an, anstelle eines (videobasierten) Live-Austausches eher Methoden zu verwenden, die für asynchrones Lernen geeignet sind. Hierzu erfahren Sie mehr im Folgepraxistipp.

Bildquellen: Alexander Sperl: 83 und 70 freie Illustrationen für E-Learning-Materialien; CC BY-SA 4.0

Einige der vorgestellten Aktivierungstipps stammen aus dem Portfolio der sog. Munterrichtsmethoden von Orbium.de. Mehr Informationen und weitere Methoden finden Sie hier.

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