Digital lehren und lernen an der Freien Universität: Praxistipp 3 – Hybride Lehre als Brücke zwischen Deutschland und China

News vom 06.06.2024

Liebe Lehrende,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesem Praxistipp möchten wir Ihnen wieder einmal ein Best-Practice-Beispiel aus der FUB-Lehre vorstellen.
Das Seminar „Germany and China − Traces of a Common History” bietet durch das hybride Format Studierenden in Berlin und Nanjing gleichermaßen die Möglichkeit, in den Austausch zu treten und unterschiedliche Perspektiven auf eine gemeinsame Geschichte von Deutschland und China zu werfen.
Das Konzept wurde im Wintersemester 2023/2024 mit einer Förderung des Projekts „Netzwerk Hybride Lehre“ erstmals erprobt und durchgeführt. Ein zweiter Durchlauf soll folgen.

Sie haben selbst ein gelungenes digital-gestütztes Konzept (präsenzunterstützend, blended, online oder hybrid) umgesetzt, das vielseitige Mehrwerte bietet – und wollen dies im Rahmen eines Praxistipps teilen? Schreiben Sie uns an digitale-lehre@fu-berlin.de, Stichwort: Praxisbeispiel. Wir melden uns mit weiteren Informationen zurück.

Aus der FUB-Lehre: Hybride Lehre als Brücke zwischen Deutschland und China

In Kürze
 Elemente

Im Seminar „Germany and China-Traces of a Common History” werden Bachelorstudierende der Geschichtswissenschaft und der Sinologie der Freien Universität Berlin sowie der Universität Nanjing in einem Hybrid-Format gemeinsam unterrichtet. Ziel ist die Verdeutlichung der in den jeweiligen akademischen Kontexten unterschiedlichen Perspektiven auf eine gemeinsame verflochtene Geschichte in Fokussierung auf historische Ereignisse (z.B. Boxeraufstand, Musterkolonie Kiaotschou).

Das Seminar wurde u. a. wegen der versetzten Semesterzeiten in China teil-hybrid umgesetzt: Der hybride Veranstaltungsblock wurde gerahmt von vorgelagerten Präsenzsitzungen in Nanjing und nachgelagerten Präsenzsitzungen in Berlin.

Hintergrund und Zielsetzung
 Grüne Flagge

Der Hintergrund für die Entwicklung des Konzepts lag in zwei Faktoren begründet:

  • Zum einen in meiner außergewöhnlichen persönlichen Situation mit Lehrverpflichtung sowohl in Nanjing als auch in Berlin: Ich begriff sie als Chance, einen internationalen Lehrkontext zu etablieren, den es, zumindest für Bachelorstudierende, bis dahin so noch nicht gegeben hatte.
  • Didaktisch lag mir zum anderen daran, meinen Studierenden Unterschiede in der Deutung, Wertung und Bearbeitung historischer Ereignisse zu vermitteln und Diskussionen darüber anzuregen.
Umsetzung
 Bausteine

Gesamtszenario
Im Gesamtszenario gab es Online- und Offline-Settings in Nanjing und in Berlin. In Nanjing wurden zunächst die chinesischen Studierenden ins Thema eingeführt, ein Vertrauensverhältnis zwischen den Studierenden und mir etabliert sowie Möglichkeiten und Raum für Fragen zum Forschungsdesign im persönlichen Kontakt gegeben.
Von Berlin aus wurden daran anschließend acht gemeinsame hybride Veranstaltungen durchgeführt, in denen über die vorab bereitgestellten Seminartexte diskutiert und zusätzliches Hintergrundwissen vermittelt wurde. Dieser Block wurde ergänzt durch Online-Projektarbeiten.
Im Nachgang fanden in Berlin weitere Seminartermine ohne die Studierenden in Nanjing statt, um das Erlernte und Erlebte nachzubesprechen bzw. weitere Inhalte einzuführen.
Die gemeinsame Kursorganisation erfolgte über die Lernplattform Blackboard der FU Berlin.

Seminardiskussion in hybriden Webex-Meetings
Die hybriden Veranstaltungen wurden per Webex über ein mobiles Cisco-Videokonferenzsystem umgesetzt - die Berliner Studierenden nahmen grundsätzlich vor Ort, die Studierenden aus Nanjing online teil. Online-Wortmeldungen konnten per Handheben oder im Chat erfolgen.
Im Mittelpunkt der Sitzungen stand die gemeinsame Diskussion über die vorbereiteten Texte, ergänzt durch Input-Anteile zur Vertiefung. Für den Austausch habe ich gezielt beide Räume adressiert. Um die Teilnehmenden aus beiden Räumen zu vernetzen und zu aktivieren, habe ich die Studierenden auch persönlich angesprochen.
Besonders wichtig war in diesem Szenario zudem, dass sich beide Gruppen gut hören und sehen können. Schlecht verständliche Online-Beiträge wurden daher bspw. noch einmal von mir wiederholt.

Synergien durch Arbeitsgruppen per Blackboard und Webex
Neben dem teil-hybriden Unterricht wurde den Studierenden aus Nanjing und Berlin Gelegenheit gegeben, eigenständig in gemischten Arbeitsgruppen Projekte zu erarbeiten, durch die die aktive Teilnahme abgedeckt wurde, und die in einem Abschlusspanel (online per Webex) den anderen Arbeitsgruppen vorgestellt wurden. Ausgewählt wurden zur gemeinsamen Bearbeitung historische Ereignisse oder Akteure, die in den jeweiligen historischen Narrativen Bedeutung haben. Hierzu sollte eine kurze Videopräsentation erarbeitet werden.
Die Studierenden wurden zur Vorbereitung der Präsentationen in Blackboard-Arbeitsgruppen eingeteilt und ermuntert, sich über Webex individuell zu treffen. Diese Treffen ohne Moderation der Lehrperson gaben den Kommiliton*innen aus China und Deutschland nicht nur Gelegenheit, sich über ihre Projekte auszutauschen, sondern auch persönlich Kontakt zu knüpfen.

Angepasste Materialauswahl
Didaktisch war es eine Neuerung im Kurs, dass nicht nur Sinolog*innen, sondern auch Studierende aus den Geschichtswissenschaften am Unterricht teilgenommen haben, die über andere inhaltliche und methodologische Vorkenntnisse verfügen. Dies musste bei der Auswahl der Unterrichtsmaterialien bedacht werden.

Unterstützung während der Vorlesungszeit
Zur technischen Unterstützung v. a. der hybriden Veranstaltungen stand mir ein Team aus 2 bis 3 Studierenden zur Seite, das es durch verschiedene Versuchsanordnungen und mit Hilfe des CeDiS-Teams letztendlich zu einer gewissen technischen Routine brachte. Einer der Studierenden übernahm zudem die Co-Moderation des Chats.

Erfahrungen und Tipps

 Daumen hoch

Genügend Zeit für die Planung und Organisation der Lehrveranstaltung einplanen

  • Insbesondere die Zulassung der chinesischen Studierenden zu Blackboard (Einrichtung von FU-Accounts) dauerte sehr lange, sodass ihnen die Unterrichtsmaterialien anfangs noch gesondert zugesendet werden mussten. Hier sollte ein entsprechender Vorlauf eingeplant werden.

  • Der technische Aufwand ist noch zu groß. Vor allem für Aufbau und Optimierung des hybriden Settings war die Unterstützung der studentischen Mitarbeiter*innen hilfreich.

  • Die Durchführung eines 2-SWS-Hybrid-Kurses an zwei unterschiedlichen Universitäten bedarf des zeitlichen Aufwands für eigentlich 4 Semesterwochenstunden. In einem zweiten Durchlauf unterrichte ich von Nanjing aus in Berlin und werde besser auf die Anwesenheiten der Studierenden achten.

Persönlichen Kontakt mit den Studierenden vor den hybriden Sitzungen herstellen

  • Organisatorisch und auch für die erfolgreiche Durchführung des Unterrichtes war es sehr wichtig, dass ich die Studierenden in China zunächst vor Ort unterrichtet habe. Gerade bei internationalen hybriden Veranstaltungen hilft es ungemein, wenn man die Studierenden aus beiden Unterrichtskontexten persönlich kennt und nicht nur aus der Webex-Perspektive.

Evaluation über mehrere Kanäle einholen (online + in der Lehrveranstaltung)

  • Im direkten mündlichen Austausch gab es positive Rückmeldungen der Studierenden zur Veranstaltung, die Online-Evaluation lief jedoch nur sehr schleppend. Hier empfiehlt es sich, entweder über unterschiedliche Kanäle zu evaluieren oder die Teilnahme an einer Online-Evaluation verbindlich in eine Sitzung einzubauen.

Lehrende

Briefumschlag

Prof. Dr. Ines Eben v. Racknitz

Institut für Chinastudien

E-Mail: i.ebenvonracknitz@fu-berlin.de

Ich stehe gerne für eine Kontaktaufnahme zur Verfügung.
Weitere Informationen
Plus

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Aktuelle Fortbildung:

Kontakt zum Hybride-Lehre-Team:

Bildquellen: CeDiS und Alexander Sperl: 83 und 70 freie Illustrationen für E-Learning-Materialien; CC BY-SA 4.0

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