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Niklas Luhmann-Archiv: Die „Edition“ als moving target
Patrick Sahle, Jennifer Bunselmeier und Lena Luise Stahn (Bergische Universität Wuppertal)
Ein digitalisiertes Archiv ist keine kritische Edition. Einerseits. Andererseits wird die Edition als „erschließende Wiedergabe“ generalisiert. Dann ist das erschließende Archiv doch eine Edition und das wiedergebende Archiv ist eine Edition, die ist ein Archiv. Schon seit längerer Zeit versuchen die DH einen Kompromiss zu finden, der den Konzepten von flacher und tiefer erschließender Wiedergabe gleichermaßen gerecht wird [Sahle 2007]. Dass dies ein immer neu auszuhandelnder Prozess ist, zeigt sich in paradigmatischer Weise am Beispiel des Projekts „Niklas Luhmann – Theorie als Passion. Wissenschaftliche Erschließung und Edition des Nachlasses“. Das 2015 gestartete, von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste betreute Vorhaben ist auf eine Laufzeit von sechzehn Jahren ausgelegt. Zeit genug also, an den verschiedenen Materialarten wiederholt und mehr oder weniger ungewollt die Frage aufkommen zu lassen: Wo wollen wir eigentlich hin? Was wollen wir erreichen? Ab wann ist das Bessere der Feind des Guten?
Voraussetzung und Ziel ist dabei wie immer in den DH, eine ontologisch belastbare und allen beteiligten Fach-Disziplinen entsprechende Modellierung der in Frage stehenden Konzepte von „Werk“, „Text“ oder „Dokument“. Denn am Ende steht das Ziel: Den Nachlass auf eine Weise zum Sprechen zu bringen, die die Denk- und Arbeitsweise des großen Soziologen aufdeckt und die nachgelassenen Materialien dadurch optimal benutzbar macht.