Liebe Lehrende,
liebe Kolleginnen und Kollegen
das dritte digitale Semester nähert sich dem Ende und wir werfen an dieser Stelle einen vertiefenden Blick auf Open Educational Resources (OER). Nach einer kompakten Einführung (vgl. Praxistipp #3) erläutern wir, wie und mit welchen Werkzeugen OER erstellt und sinnvoll in die Lehre integriert werden können. Damit schließen wir die Praxistipps zum aktuellen Semester, verabschieden uns in die Sommerpause und wünschen Ihnen eine schöne vorlesungsfreie Zeit.
Zum kommenden Wintersemester melden wir uns wieder mit Fragen rund um (teil-)digitalisierte Lehr- und Lernformate, z. B.: Wie lassen sich Online- und Präsenzformate gut miteinander kombinieren? Welche Möglichkeiten bieten Blogs für die Lehre? Wie lassen sich Podcasts produzieren und in Online-Lernsysteme integrieren? Wie können Online-Formate im Kontext des Corporate Designs unserer Universität gestaltet werden? Welche neuen Möglichbieten bietet die Digitalisierung für die Hochschullehre?
Praxistipp diese Woche: OER erstellen und einsetzen
Welche Medienformate können als OER genutzt werden? |
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Grundsätzlich können alle medialen Inhaltsformate als offene Bildungsressource lizenziert werden - vom einzelnen Foto über Videos und Arbeitsblätter bis zu semesterumspannenden Online-Kursen.
Neben der Verfügbarkeit und der Lizenz für die freie Nutzung spielt auch eine wichtige Rolle, dass die Inhalte (weiter-)bearbeitet werden können. Das heißt, dass die Inhalte vorzugsweise mit Open-Source-Programmen erstellt und in einem bearbeitbaren Dateiformat bereitgestellt werden, um die Nachnutzung zu erleichtern. |
Mit welchen Werkzeugen können offene Medien erstellt werden und was muss man dabei beachten? |
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Bei der Vorstellung der ausgewählten Medien beziehen wir uns auf den Goldstandard der Informationsstelle OER.So soll eine optimale Offenheit und Nutzbarkeit gewährleistet werden.
Fotos
Lizenzfreie Bilder sind auf Tagungen immer häufiger in Präsentationen zu sehen, um die vorgetragenen Inhalte visuell zu unterstützen. Selbsterstellte Fotos können demgemäß ebenfalls lizenzfrei zur Verfügung gestellt werden. Gleiches gilt im Übrigen für selbsterstellte Visualisierungen im akademischen Kontext, insbesondere für die Weiterverwendung in interaktiven Lerninhalten. Über frei zugängliche Open-Source-Software können Bilder und Visualisierungen dann verändert, beschnitten oder inhaltlich ergänzt werden.
Podcasts
Podcasts können in der Lehre eine Alternative zum synchronen Vortrag oder zur asynchronen Vermittlung per Video sein. Auch für Studierende bieten sich Einsatzmöglichkeiten: Z. B. anstatt eines Referates, um in der Präsenzveranstaltung mehr Zeit für Diskussionen zu haben.
Zur Erstellung von Podcasts können Open-Source-Programme genutzt werden, mit denen einfache Bearbeitungen möglich sind. Wichtig ist, dass die Audiodatei später geöffnet und verändert werden kann. Dies erleichtert insbesondere Zitate und die Einbindung in andere Multimedia-Inhalte. Eine explizite Benennung als OER im Vor- oder Abspann des Audio-Inhalts ist ebenfalls sinnvoll.
Videos
Videos sind im universitären Kontext ein immer beliebteres Medium. Neben der zeitlichen und räumlichen Flexibilität der Nutzung ist es mittlerweile vergleichsweise einfach, Videos selbst zu erstellen. Bei der Lizenzierung als offene Bildungsressource sind allerdings einige Besonderheiten zu beachten.
Videos bestehen in der Regel aus verschiedenen medialen Ausdrucksformen, wie Musik und Sprache. Für eine OER-konforme Veröffentlichung müssen alle Bestandteile als OER vorliegen. Das ist unproblematisch, solange man ausschließlich eigene Inhalte in einem Video zusammenstellt, zu denen man die Urheberrechte besitzt. Sobald Inhalte geremixt werden und ein Teilinhalt z. B. die OER-konforme, aber weniger offene Lizenz CC-BY-SA beinhaltet, überträgt sich diese Einschränkung auf alle eingesetzten Inhalte im Rahmen dieses Videos. Dies ist auch mit Blick auf andere Zusammenstellungen von Lerninhalten zu beachten.
Um die Bearbeitbarkeit von Videos zu gewährleisten, empfiehlt es sich, neben der Videodatei auch die Projektdatei bereitzustellen, sodass Nachnutzende beispielsweise die Audiospur leicht verändern können. Ebenso sollte an dieser Stelle Open-Source-Software zum Einsatz kommen, da die Projektdateien in der Regel nur mit der jeweiligen Software geöffnet werden können und insbesondere kommerzielle Software ein Ausschlusskriterium für Offenheit darstellt.
…und was noch?
Natürlich können noch weitere Medien zu OER verarbeitet werden. Neben den hier schon besprochenen Inhalten bietet die Informationsstelle Open Educational Resources weiterführende Informationen in der Artikelserie zum OER-Goldstandard.
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Was muss ich bei der Bereitstellung beachten? |
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Zunächst einmal gilt es, die richtige Lizenzierung und Auffindbarkeit bereitzustellen. Hierfür hat sich die TULLU-Regel etabliert.
Titel – wie ist das Material benannt? Wenn ein Titel angegeben ist, sollte dieser genannt werden.
Urheberschaft – wer hat das Material erstellt? Der Name muss so angegeben werden, wie ihn der/die Urheber/in genannt hat, auch wenn es sich um Nutzernamen, einen Gruppen-, Firmen- oder Vereinsnamen handelt.
Lizenz – unter welcher Creative Commons Lizenz ist das Material veröffentlicht worden? Die Lizenzversion muss mit allen Bestandteilen genannt werden, dazu gehört auch die Versionsnummer und ggf. die Angabe, ob es sich um eine portierte (an die Gesetzgebung eines Landes angepasste) Version handelt.
Link zur Lizenz – wo ist der Lizenztext zu finden? Ein Link auf die Lizenz muss angegeben sein (bei Printprodukten wird der Link ausgeschrieben). Sehr unüblich, aber möglich ist es, anstelle eines Links eine Kopie des Lizenztextes mit dem Werk zu verbreiten.
Ursprungsort – wo ist das Material zu finden? Ein Link auf den Fundort ist notwendig, damit Nachnutzende den Ursprung nachvollziehen können.
Im Lizenzfinder werden diese Punkte abgefragt und in die bereitgestellte Lizenz integriert.
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Wie können OER konkret in der Lehre eingesetzt werden? |
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Inhalte „importieren“
Neben den eigenen Materialien können OER-Inhalte Bestandteil der Lehre sein. Der eigene Pool an Aufgaben und Inhalten wird so ergänzt und erlaubt eine vielfältigere Gestaltung verschiedener Phasen des Lehrens und Lernens im Semester. Insbesondere der individuelle Lernweg der Studierenden kann hierdurch eine räumliche und zeitliche Flexibilisierung erfahren. Und gerade für den Start in die Lehre kann man so auf erprobte Inhalte zurückgreifen, diese gegebenenfalls für die eigenen Bedarfe anpassen und muss nicht alles von Grund auf neu erfinden.
Inhalte „exportieren“
Um offene Bildungsressourcen zu erstellen, können auch die Studierenden aktiviert werden, wenn dies als ein Bestandteil der Seminarleistung festgelegt wird. Dadurch wächst nicht nur der eigene Materialpool, auch der didaktische Mehrwert kann sich dadurch erhöhen. Die Studierenden setzen sich tiefgreifender mit den Inhalten auseinander, reflektieren sie für die Aufbereitung und können so höhere Taxonomiestufen erreichen.
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Beratung und Unterstützung |
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Sie wünschen sich Beratung zum Einsatz von OER in der Lehre? Sie haben Fragen zur Erstellung von OER und zur Integration in die FU-Systeme? Melden Sie sich gerne unter:
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Bildquellen: CeDiS und Alexander Sperl: 83 und 70 freie Illustrationen für E-Learning-Materialien; CC BY-SA 4.0
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