Digital lehren und lernen an der Freien Universität: Praxistipp 2 – Studentisch erstellte Aufgaben als kooperative Lerngelegenheiten

26.10.2022

Digital lehren und lernen an der Freien Universität: Praxistipp 2 – Studentisch erstellte Aufgaben als kooperative Lerngelegenheiten

Liebe Lehrende,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesem Praxistipp möchten wir Ihnen das erste Best-Practice-Beispiel aus der FUB-Lehre in diesem Semester vorstellen. Die Lehramtsveranstaltung "Lernförderung und Lernmotivation" verbindet formatives Prüfen und die studentische Erstellung von Aufgaben mithilfe von digitalen Prüfungswerkzeugen. Das Konzept wurde im Sommersemester 2022 erstmals erprobt und wird im aktuellen Wintersemester fortgeführt.

Sie haben selbst ein gelungenes digital-gestütztes Konzept (präsenzunterstützend, blended, online oder hybrid) umgesetzt, das Mehrwerte auch jenseits der Pandemie bietet – und wollen dies im Rahmen eines Praxistipps teilen? Schreiben Sie uns an digitale-lehre@fu-berlin.de, Stichwort: Praxisbeispiel. Wir melden uns mit weiteren Informationen zurück.


Aus der FUB-Lehre: Studentisch erstellte Aufgaben als kooperative Lerngelegenheiten

In Kürze
 Elemente

Mithilfe des Classroom-Response-Systems "Votingo" können die rund 700 Master-Studierenden der Lehramtsvorlesung "Lernförderung und Lernmotivation" in Begleitseminaren Aufgaben selbstständig erstellen, auf dem Smartphone oder Laptop bearbeiten und im Anschluss diskutieren. Dieses Format ermöglicht Studierenden einen Perspektivwechsel vom Lernenden zum Lehrenden und regt die Reflexion ihres Kompetenzniveaus an.

Hintergrund und Zielsetzung
Grüne Fahne

Vor allem in Vorlesungen gestalten sich Interaktionen zwischen Lehrenden und Studierenden zumeist unilateral. Zu welchem Grad die Lerninhalte von den Studierenden verarbeitet werden, lässt sich für die Lehrenden nur schwer abschätzen. Dabei ist eine Rückmeldung über den Lern- und Verarbeitungsfortschritt der Studierenden höchst relevant, um Lerninhalte effektiv vermitteln zu können. Auch Studierende haben nur in begrenztem Maß die Möglichkeit, ihre in der Veranstaltung erworbenen Kompetenzen fortlaufend zu prüfen und Wissenslücken frühzeitig – und nicht erst in der Abschlussprüfung – zu erkennen.

Um die Konvergenz zwischen Erwartungen der Lehrenden und tatsächlichem Leistungsstand zu erhöhen und einen vertieften Lernprozess Studierender zu ermöglichen, eignet sich formatives Prüfen. Hierbei werden Lerninhalte bereits während des Semesters abgeprüft.

Mit dem Einsatz digitaler Prüfungswerkzeuge lässt sich der zusätzliche Ressourcenaufwand in Grenzen halten: Prüfungsaufgaben und Feedback können online zentral bereitgestellt und von den Studierenden über ihre Geräte zeit- und ortsunabhängig abgerufen werden. Beim Einsatz geschlossener Aufgabenformate (bspw. MC-Aufgaben) entfällt zudem der Korrekturaufwand.

In der Veranstaltung "Lernförderung und Lernmotivation" wurde das Konzept zudem so angepasst, dass Studierende selbst befähigt wurden, in Kooperation mit den Lehrenden Aufgaben zu erstellen und digital einzupflegen, um so einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Lehr- und Digitalkompetenz angehender Lehrer*innen zu leisten. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen des "Prüfung hoch III Drei"-Fellowships und in Kooperation mit der E-Assessment Alliance (EA²) gefördert durch die Berlin University Alliance.

Umsetzung
Bausteine

Gewählte Tools:

Die Studierenden erstellen ihre Fragen mit Votingo. Das Tool "Votingo" bietet in diesem Szenario mehrere Vorteile:

  • Die Erstellung der Aufgaben ist leicht verständlich für die Studierenden.
  • Die erstellten Aufgaben können im Seminar per QR-Code und Link live mit den Studierenden zur Bearbeitung geteilt werden.
  • Die Ergebnisse können live oder im Anschluss an die Veranstaltung eingesehen werden.

Damit die erstellten Aufgaben alle an einem Ort gesammelt und übersichtlich zu verwalten sind, wurde für jedes Seminar ein geteilter Account angelegt, mit dem sich die Studierenden einloggen. Für jedes Seminar wurde ein Korpus an Aufgabentemplates erstellt, die die Studierenden anschließend mit ihren Aufgaben befüllen (s. Screenshot). So werden unübersichtliche Strukturen vermieden und der Einarbeitungsaufwand für die Studierenden wird reduziert.

Die Umsetzung gliedert sich in vier Phasen:

1. Phase

Die Studierenden erstellen in 2er-Gruppen in Vorbereitung auf eine Seminarsitzung zwei Aufgaben. Die Aufgaben sind immer nach dem gleichen Schema zu gestalten: Zwei Multiple-Choice-Aufgaben mit fünf Antwortoptionen und zwei richtigen Antworten. Eine Aufgabe soll Inhalte der Vorlesung wiederholen ("Erinnern"), die andere Aufgabe stellt einen Anwendungsbezug her ("Anwenden").

2. Phase

Die Studierenden präsentieren ihre Aufgaben im Seminar und stellen sie den anderen Studierenden zur Bearbeitung bereit. Die Antworten werden im Anschluss an die Bearbeitung direkt besprochen. Die Studierenden wiederholen damit die vorangegangene Veranstaltung, können ihren Lernfortschritt reflektieren sowie Wissenslücken erkennen.

3. Phase

Die Studierenden, die die Aufgaben erstellt haben, erhalten von Mitstudierenden und Lehrenden Feedback zum Aufgabendesign und überarbeiten ihre Aufgaben dementsprechend.

4. Phase

Alle überarbeiteten Aufgaben werden abschließend zu einem Korpus zusammengefasst ("Selbsttest"). Die Studierenden haben dann zu zwei Zeitpunkten im Semester die Möglichkeit, die zusammengefassten Aufgaben (im Umfang und in der Gestaltung ähnlich der Modulabschlussprüfung) von zu Hause aus zu bearbeiten.

Erfahrungen und Tipps

 Daumen hoch

  • Eine intensive Einführung in "Votingo" ist das A und O.
  • Eine eigens erstellte Evaluation deutet darauf hin, dass die Studierenden die selbstständige Erstellung von Aufgaben sowie die Bearbeitung als gewinnbringend für ihren eigenen Lernprozess betrachten.
  • Der Aufwand der initialen Einrichtung der Votingo-Struktur ist eher hoch. Dieser lohnt sich jedoch, da der Betreuungsaufwand während des Semesters vergleichsweise gering ist.
  • Die Nutzungshäufigkeit der zwei Selbsttests ist bislang gering – hier wird aktuell noch nach Maßnahmen gesucht, um die Beteiligung zu erhöhen.
  • Das Unterstützungsangebot des E-Learning- und E-Examinations-Teams war sehr hilfreich bei der Realisierung.
Lehrende und Kontakt
 Briefumschlag

Lehrende: 

Technische und didaktische Beratung:

Weitere Informationen
 plus

Hier finden Sie weiterführende Informationen:

Bildquellen: CeDiS und Alexander Sperl: 83 und 70 freie Illustrationen für E-Learning-Materialien; CC BY-SA 4.0

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