VIII. Summer School der Digitalen Interview-Sammlungen an der Freien Universität Berlin

24.07.2016 - 30.07.2016

Überlebende als Zeuginnen und Zeugen in NS-Prozessen. Die Wahrnehmung der juristischen Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Oral History-Quellen

2016 fand zum achten Mal eine einwöchige internationale Summer School an der Freien Universität Berlin statt. Im Rahmen der  Veranstaltung bekamen 19 internationale Nachwuchswissenschaftler(-innen) eine Einführung in die wissenschaftliche Arbeit mit Oral History-Archiven zum Nationalsozialismus. Das diesjährige Schwerpunktthema war die juristische Verfolgung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen.

Über 70 Jahre nach Kriegsende geht die bundesdeutsche Strafverfolgung von nationalsozialistischen Gewaltverbrechen ihrem Ende entgegen. Trotz Versäumnissen in den frühen Phasen der strafrechtlichen Ahndung, halfen die verschiedenen Prozesse dabei, das Wissen über die NS-Verbrechen in der Gesellschaft zu verankern und ein Bewusstsein für die historischen Zusammenhänge zu schaffen. Die Zeug(-inn)enaussagen Überlebender waren für eine erfolgreiche Strafverfolgung und Verurteilung der Täter von besonderer Bedeutung.

Immer weniger Zeug(-inn)en sind in der Lage ihre persönlichen Erinnerungen direkt weiterzugeben. Damit kommt insbesondere dokumentierten Oral History-Interviews eine wachsende Bedeutung zu. Sie sind zu einem zentralen Element der Public History über den Holocaust geworden. Aber auch die Holocaustforschung greift vermehrt auf die Berichte Überlebender als Quelle zurück. In den vergangenen Jahrzehnten wurden in unterschiedlichen, z.T. groß angelegten Projekten, die Lebensgeschichten und Erinnerungen von Überlebenden und Zeug(inn)en des Nationalsozialismus dokumentiert, erschlossen und für die Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt. Die Freie Universität Berlin bietet den Zugang zu drei solcher Oral History-Sammlungen an: dem „Visual History Archive der USC Shoah Foundation“, dem Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“ sowie dem Archiv „Refugee Voices“.

Die diesjährige Summer School hat sich dem Verhältnis von Zeugenschaft vor Gericht und der historischen Zeugenschaft in Oral-History-Interviews gewidmet. Sie hat sich dem Thema unter anderem anhand von Erinnerungsberichten von Holocaust-Überlebenden, die in Strafprozessen als Zeug(-inn)en auftraten, sowie von anderen Akteure(-inne)n der Verfahren genähert. Die Teilnehmer(-innen) haben eine Einführung in die wissenschaftliche Analyse von Oral History-Quellen bekopmmen. Wissenschaftliche Vorträge und Übungen haben über die Methoden und die Praxis der Oral History informiert und einen Überblick über den Forschungsstand zum Thema Zeugenschaft in NS-Prozessen gegeben. Das Programm wurde durch Exkursionen zur Topographie des Terrors und zum Rathaus Pankow und durch einen Filmabend ergänzt. Im Rahmen von Gruppenarbeit hatten die TeilnehmerInnen Zeit sich intensiv mit lebensgeschichtlichen Erinnerungsberichten auseinanderzusetzen und ausgewählte Interviews wissenschaftlich zu analysieren.

Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Angebot richtet sich an Personen, die in der Vergangenheit als internationale Studierende oder Gastwissenschaftler(-innen) ein oder mehrere Semester an einer deutschen Hochschule studiert oder geforscht haben und an der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Oral History zum Nationalsozialismus interessiert sind. Das Programm verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und richtet sich deshalb ausdrücklich nicht nur an Historiker(-innen), sondern genauso an Literaturwissenschaftler(-innen), Pädagog(-innen), Politolog(-inn)en, Jurist(-inn)en, Judaist(-inn)en, Psycholog(-inn)en und alle die sonst an der Forschung über den Holocaust und seiner Nachgeschichte interessiert sind.  Auch 2017 wird es wieder ein solches Angebot geben.

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