Gute digitale Prüfungen - gute digitale Lehre?! Praxistipp 4 - Videos für den Inverted Classroom

News vom 31.05.2022

Liebe Lehrende,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit Beginn des Sommersemesters wird die Präsenzlehre forciert. Doch nicht erst seit der Pandemie ist der unvermittelte Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden besonders wertvoll: Es kann diskutiert, ausprobiert, nachgefragt und individuell angeleitet werden. Oftmals treten diese Aspekte aber hinter die reine Inhaltsvermittlung. Um die wertvolle Präsenzzeit optimal zu nutzen, bietet sich das Konzept des Inverted Classroom an: Die Inhalte werden von den Studierenden im Selbststudium erarbeitet, oft mit Hilfe von Lernvideos, die Präsenzzeit kann zur Vertiefung genutzt werden.

In diesem Praxistipp richten wir den Fokus auf die Erstellung von Vortrags-Videos für den Inverted Classroom und geben Ihnen praktische Tipps, wie Sie einen Vortrag ansprechend als Video umsetzen sowie interaktiv und multimedial präsentieren können.


Praxistipp dieser Woche: Videos für den Inverted Classroom

Grundregeln des Inverted Classroom
 Bausteine

Der Inverted Classroom (oder auch Flipped Classroom) bedient sich digitaler Möglichkeiten, um die Präsenzzeit optimal zu nutzen. Wie der Name schon vermuten lässt, wird dabei die gängige Lehrpraxis umgedreht.

Wesentliche Grundsätze des Konzepts:

  1. Was bisher zu Hause stattgefunden hat, findet jetzt in der Veranstaltung statt - und umgekehrt. 
    Die reine Stoffvermittlung erfolgt nicht mehr in Präsenz. Die Studierenden erarbeiten die Inhalte vorbereitend mithilfe von digitalen (oder analogen) Medien. Somit bleibt die Präsenzzeit für vertiefende Übungen, die nach dem traditionellen Lehrkonzept als Hausaufgaben bearbeitet wurden.
  2.  Was zu Hause vorbereitet werden sollte, wird in der Präsenzveranstaltung nicht wiederholt.
    Die Präsenzzeit ist kostbare Zeit des gemeinsamen Lernens. Auf die vorzubereitenden Inhalte sollte in diesem Sinne aufgebaut werden. Eine Wiederholung soll es in Präsenz nicht geben.
  3. In der Präsenzveranstaltung werden der Lernfortschritt überprüft und die Inhalte aus der Vorbereitung weiter vertieft.
    Die einseitige Inhaltsvermittlung findet nicht mehr in Präsenz statt. Aus diesem Grund müssen Alternativen zum klassischen Frontalunterricht gefunden werden. In Übungen, Gruppenarbeitsphasen und Diskussionen entsteht somit Raum für spezifische Rückfragen und individuelle Hilfestellung.

Weiterführende Infomationen:

Videos als Lernmaterial für den Inverted Classroom
 Video

Eine wesentliche Rolle für die Selbstlernphasen im Inverted Classroom spielt die ansprechende und aktivierende Aufbereitung der Lerninhalte. Häufig kommen hier Videos zum Einsatz, da diese dynamisch und anschaulich sind und einen hohen Motivierungseffekt haben können, bspw. durch Mimik und Stimme eines Gegenübers, die Ansprache verschiedener Sinne sowie die individuelle Steuerungsmöglichkeit.

Ein klassisches Format ist das Vortrags-Video. Angefangen bei der Power-Point-Präsentation mit Audio-Kommentar bis hin zum Vortrag mit Einspielern wie in den Nachrichten: Die Übersetzung des Präsenz-Vortrags in einen Video-Vortrag ist naheliegend und im Vergleich wenig aufwendig.
Um Sie für relevante Aspekte bei der Erstellung von Vortrags-Videos zu sensibilisieren, haben wir eine Checkliste zusammengestellt.

Checkliste für Video-Vorträge

 Checkliste

Das Wichtigste bei einem Video-Vortrag sind nicht etwa Kamera, Licht oder Maske. Der Fokus sollte auf den gesprochenen Text und dessen Zusammenwirken mit der Bildebene gerichtet werden. Die folgenden Fragen geben Orientierung bei der Erstellung eines Video-Vortrags.

  • Wie lang wird mein Video?
    Ein Lehrvideo sollte nicht länger als 10 Minuten sein. Unter fünf Minuten wäre sogar optimal. Teilen Sie die Inhalte lieber in mehrere kurze Video-Einheiten auf. Faustregel zur Einschätzung: Eine Din A4-Seite mit Schriftgröße 14 (Arial) und Zeilenabstand 1,5 entspricht etwa einer Minute Sprechzeit.
  • Ist der Text in gesprochener Sprache verfasst?
    Nicht mehr als eine Information pro Satz, keine „Schachtelsätze“ und auch mal eine Pause einbauen: Gesprochene Sprache aufzuschreiben und dann authentisch einzusprechen ist eine Herausforderung. Der freie Vortrag als Video-Ton ist meist intuitiver und durch Lehr-Vorträge bereits erprobt. Achten Sie jedoch darauf, Versprecher und übermäßig viele oder lange Denkpausen im Schnitt zu entfernen - ein Video-Vortrag ist kein Live-Mitschnitt. Und auch der freie Vortrag braucht ein Skript.
  • Wird Text im Bild benötigt?
    Was für den Präsenzvortrag gilt, gilt auch für den Video-Vortrag: Zu viel Text im Bild lenkt ab - Text sollte daher nur für die punktuelle Betonung eingesetzt werden. Fachbegriffe und zentrale Aussagen können so hervorgehoben werden. Ist der Text doch einmal länger, z.B. bei einem Zitat, sollte dieser im Video-Ton vorgelesen werden.
  • „Text-Bild-Schere“ vermieden?
    Die Bildebene sollte das Gesprochene unterstützen - z.B. strukturieren oder veranschaulichen. Widersprüche zwischen Text und Bild sollten vermieden werden.
Videoschnitt mit Camtasia

 Schere

Für die Audioaufnahme und den Videoschnitt empfehlen wir Camtasia. Es handelt sich dabei zwar um eine auf Screencasts spezialisierte Software, aber durch intuitive Bedienung und passenden Funktionsumfang ist Camtasia auch ein Videoschnitt-Allrounder. Die Software und den Lizenzschlüssel erhalten Dozierende und Beschäftigte der FUB unter dem folgenden Link:

Mit Camtasia können sie ohne lange Einführung - zumeist durch einfaches Drag-and-Drop:

  • Video-, Bild- und Ton-Dateien kürzen, verschieben, aneinanderreihen und übereinanderlegen
  • Texte einblenden, im Bild ausrichten und animieren
  • Sprachaufnahmen aufnehmen und sogar direkt auf das laufende Video sprechen
  • das fertige Video in verschiedenen Formaten und Qualitäten exportieren (MP4 mit 1920/1080 empfohlen).

Für einen Einstieg in die komplette Funktionspalette empfehlen wir die Tutorial-Videos des Herstellers TechSmith:

 Videos veröffentlichen mit FU-Blogs und Interactive Video 
 Weltkugel

Über die FU-Video-Plattform Vbrick Rev können Sie Ihre fertigen Videos unkompliziert bereitstellen, in Ihr Lehrangebot einbinden und dort mit ergänzenden Aufgaben und Materialien flankieren.

Um die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten noch besser zu fördern, stehen Ihnen jedoch auch noch andere Wege zur Verfügung:
Das Blogsystem der Freien Universität bietet mit dem H5P-Element Interactive Video ein besonderes Tool zur Präsentation von Video-Inhalten. So wird das Einbauen von Quizfragen direkt in das Video-Fenster ermöglicht.
Darüber hinaus können Sie mit H5P und Blogs auch umfassende interaktive Multimedia-Lerneinheiten anlegen und veröffentlichen. Damit ermöglichen Sie Ihren Studierenden eine aktivierende Selbstlernphase im Inverted Classroom.

Wichtiger Hinweis: Interactive Video kann im Moment leider nicht mit Videos von Vbrick Rev genutzt werden. Laden Sie Ihre Videos stattdessen auf den Medienserver hoch.

Die nächsten Workshops #JoinTheEvolution
 Kalender

Noch heute (01.06.2022) haben Sie die Möglichkeit, sich zum Workshop „Micro Learning Units selbst erstellen mit H5P“ (02.06.2022) anzumelden.

Semesterbegleitende Kommunikation mit der Webex-App, Aktivierung von Studierenden mit Feedbacks und Wissenstests sowie KI und Learning Analytics sind die weiteren Themen der Reihe in diesem Semester.

Bildquellen: CeDiS und Alexander Sperl: 83 und 70 freie Illustrationen für E-Learning-Materialien; CC BY-SA 4.0

Sie haben eine allgemeine Frage oder möchten etwas beisteuern? Schreiben Sie an: digitale-lehre@fu-berlin.de oder teilen Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Community-Blog.

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