Besonderheiten der Nutzung von Webangeboten durch Menschen mit Behinderungen

Webangebote sind barrierefrei, wenn Webseiten, Videos, Bilder, interaktive Ressourcen für alle Menschen, auch trotz Blindheit, Sehbehinderungen, Gehörlosigkeit, des nachlassenden Hörvermögens, der motorischen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen wahrnehmbar, bedienbar und verständlich sind. Der Barrierefreiheit des Webangebots dienen auch ergänzende Versionen in Gebärdensprache und leichter Sprache. Spezielle Soft- und Hardware - die sog. assistierende Technik - hilft den Menschen mit Behinderungen, digitale Information und Kommunikation zu nutzen.

In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr über die Besonderheiten der Nutzung von Webangeboten durch Menschen mit Behinderungen. Die Ihnen bereits bekannten redaktionellen Maßnahmen werden hier noch einmal für jede Zielgruppe zusammengefasst.

Assistierende Technik

Der Zugang zu digitalen Inhalten und Kommunikation erfolgt ausschließlich mit Hilfe der speziellen Software Screenreader (JAWS, NVDA für Windows, VoiceOver für MacOS, iOS, TalkBack für Android). In Kombination mit einem Screenreader wird auch oft ein an Computer angeschlossenes Gerät Braillezeile benutzt. Die Eingabe erfolgt mit einer Tastatur, die Maus kann nicht benutzt werden. Mit den Screenreadern kommuniziert man durch zahlreiche Befehle und Tastatur-Shortcuts.

Besonderheit der Nutzung mit Screenreadern

  • Texte, Alternativtexte und Bedienelemente einer Seite werden akustisch durch Sprachsynthese oder taktil über die Braillezeile wiedergegeben.

  • Die Struktur des Inhalts wird mit Hilfe von standardmäßig formatierten Überschriften, nummerierten und nicht nummerierten Listen, Tabellen, Absätzen, Buttons, Formulareingabefeldern, Hyperlinks, Bildern erkannt und wiedergegeben.

  • Die Struktur der Webseite (die programmatisch ausgezeichneten Bereiche wie Navigation, Suchmaske, Titel, Teile des Inhaltsbereichs) wird mit Hilfe eines speziellen Markups erkannt und wiedergegeben.

  • Hierarchische Überschriften, Linklisten und programmatisch ausgezeichnete Bereiche der Webseite können direkt angesteuert werden.

  • Die Sprache, in der ein Screenreader die Webseite vorliest, wird nicht automatisch erkannt, sondern durch die Sprachangabe im Markup bestimmt.

Mögliche Probleme und Barrieren

  • Eingescannte Texte, Texte in Bildern:
    Diese Texte sind für Screenreader nicht zugänglich. 

  • Nicht bestimmbare oder von Screenreadern nicht unterstützte Sprache der Webseite oder der Textfragmente:
    Durch die falsche Aussprache sind die vorgelesenen Texte nicht verständlich.

  • Komplexe, inhaltlich und funktionell überladene Webseiten:
    Der Screenreader versucht, die Struktur und Funktionen zu erklären. Der eigentliche Inhalt ist dadurch schwer verständlich.

  • Programmatisch fehlerhaft oder gar nicht ausgezeichnete Bereiche der Webseite:
    Man kann die gewünschte Information/Navigation nicht direkt anzusteuern und muss sich (jedes Mal!) die ganze Seite vorlesen lassen.

  • Bedienelemente ohne Alternativtext, nicht fokussierbare Bedienelemente:
    Keine Bedienung mit Screenreadern möglich.

  • Über die Navigation (mit einer Tastatur) nicht erreichbare Seiten:
    Die Seiten bleiben für Screenreader verborgen.

  • Semantisch falsch ausgezeichnete Textfragmente:
    Der Inhalt ist schwer oder gar nicht verständlich.

  • Tabellen:
    Der Screenreader gibt die Tabellenstruktur und den Zusammenhang zwischen Zellen wieder, was den Zugang zur Information deutlich erschwert.

  • Links mit gleichen oder unklaren Linktiteln:
    Screenreader kann alle Links einer Seite nacheinander ohne ihren Kontext vorlesen. Linktitel "Lesen Sie weiter", "Mehr" oder mehrere gleiche Linktitel auf einer Seite ermöglichen keine schnelle Nutzung solcher Linklisten.

  • Fehlende oder unklare Alternativtexte für Bilder und andere visuelle Information:
    Die durch Bilder vermittelte Information ist nicht zugänglich.

  • Fachbegriffe, Abkürzungen:
    Screenreader werden sie möglicherweise falsch aussprechen.

Redaktionelle Maßnahmen

Barrierefreie Texte:

Barrierefreie Navigation:

Barrierefreie Bilder:

Barrierefreie Audio- und Videoinhalte:

Barrierefreie interaktive und animierte Inhalte:

Sehbehinderungen sind vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt. Dazu zählen u.a. Sehschwäche, Farbenblindheit und Tunnelblick. Die Wahrnehmung visueller Information ist dabei oft mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.

Assistierende Technik

Zum Einsatz kommt sowohl die Standard- als auch spezielle Software z.B. Bildschirmvergrößerung (Bildschirmlupe). Bei stark ausgeprägten Sehbehinderungen werden auch Screenreader ergänzend oder hauptsächlich benutzt (siehe "Barrierefrei bei Blindheit").

Mögliche Probleme und Barrieren

  • Nicht ausreichender Kontrast zum Hintergrund (Text, Bedienelemente, Navigation)

  • Nicht responsive Webseiten sowie Inhalte, die bei Vergrößerung/Verkleinerung teilweise außerhalb des sichtbaren Fensters liegen (Teile von Tabellen, großflächige Animationen, große Bilder usw.)

  • Nicht ausreichende Auflösung der Bilder und Videos. Detailreiche Bilder, die sich nicht ausreichend vergrößern lassen. Grundsätzlich alle eingescannten Texte.

  • Animierte Inhalte.

  • Fehlende oder unklare Alternativtexte für Bilder.

  • Informationen, die allein durch Farben vermittelt wird.

Redaktionelle Maßnahmen

Barrierefreie Texte:

Barrierefreie Navigation:

Barrierefreie Bilder:

Barrierefreie Audio- und Videoinhalte:

Assistierende Technik

Gehörlose Menschen und Menschen mit nachlassendem Hörvermögen nutzen sowohl Standard-Medienplayer mit Unterstützung der Untertitel (Closed Captions) als auch ggf. spezielle Spracherkennungssoftware.

Taubblinde Menschen arbeiten mit Screenreadern in Kombination mit einer Braillezeile (siehe "Barrierefrei bei Blindheit).

Mögliche Probleme und Barrieren

  • Fehlende oder fehlerhafte Untertitel in Videos bzw. Transkripte der Audiodateien:
    Gehörlose Menschen haben keinen Zugang zur Information.

  • Nicht ausreichende Tonqualität:
    Schwerhörige Menschen können die Information schwer, nur teilweise oder gar nicht wahrnehmen.

Redaktionelle Maßnahmen

Assistierende Technik

Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit im Oberkörper sind an alternative Eingabegeräte wie spezielle Tastaturen oder Maus, Mouthstick, Bildschirmtastatur, bedient mit einem Joystick oder Trackball, Sprach- oder Augensteuerung angewiesen.

Die Bedienbarkeit mit einer Tastatur und durch Spracheingabe sind besonders wichtig.

Mögliche Probleme und Barrieren

  • nicht ansteuerbare, nicht fokusierbare Bedienungs- und Navigationselemente

  • zu dicht aneinander reihende Bedienelemente und Links

  • Tabellen, insbesondere mit Verlinkungen in Zellen

  • Mehrfach auf einer Seite vorkommende Linktitel (Sprachsteuerung)

  • Interaktive animierte Inhalte

Redaktionelle Maßnahmen

Die Barrierefreiheit wird in diesem Fall vor allem durch die Programmierung und das Design der Webseiten erreicht. Redakteure können u.a. prüfen, ob ihre Seiten ohne Maus bedienbar sind, sowie gleiche Linktitel und schwer oder nicht bedienbare Inhalte und Funktionen vermeiden.

Assistierende Technik

  • Standard-Software
  • Screenreader (Autismus)

Mögliche Probleme und Barrieren

  • komplexe Navigation, komplexes, überladenes Layout der Webseiten
  • lange nicht strukturierte Texte, Texte mit unklarer Struktur
  • Icons und Bedienelemente ohne Textalternative
  • zu niedriger Kontrast
  • Design, das keine Anpassungen der Textgröße oder Zeilenabständen zulässt
  • automatisch startende Animationen und Videos, besonders ohne Steuerelemente
  • flackernde Inhalte (photosensitive Epilepsie)
  • komplexe Sätze, Komposita, abstrakte Begriffe (siehe Leichte Sprache)

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